Die Ausstellung von Tieren erfährt im Laufe des 19. Jahrhunderts in Europa und den USA eine Wandlung von der Menagerie zum Zoo. Als privat finanzierte bürgerliche Institution war der Zoo auf kommerziellen Erfolg angewiesen. Damit war es nötig, die Gehege ansprechender für das Publikum einzurichten und die Tiere artgerechter auszustellen. Es ist Carl Hagenbeck, der sich die Idee einer gitterlosen Unterbringung mit der Hilfe von unsichtbar wirkenden Gräben patentieren lässt und die Tiere erstmals in einen geographisch ‚passenden‘ Kontext setzt. Für die Besucher*innen wirken die Zookulissen als würden sie frei durch die verschiedenen Länder spazieren, während die Tiere durch die ansprechendere Gestaltung länger überleben konnten.
Von der exotisierenden Darstellung der Tiere zu derjenigen von Menschen ist der Schritt nicht weit. Inspiriert durch die Europatourneen von Buffallo Bill`s Wild West Shows und Phineas Barnums Freak Shows, fing auch Hagenbeck an, Ausstellungen von Menschen aus exotischen Ländern – sogenannte Völkerschauen – zu organisieren. Rekrutiert wurden die Menschen oft aus europäischen Kolonien. Der Vortrag versucht diese Entwicklung in ihrer Ambivalenz aufzuarbeiten, denn neben der kolonial-rassistischen Inszenierung des Fremden boten die ‚Menschenzoos‘ auch Ansätze, jene kolonial-rassistischen Vorurteile zu hinterfragen.